KERYKS 14-16 (2015-2018)
2019 – Die neue KERYKS ist erschienen – trilinguale religionspädagogische Fachzeitschrift zum Thema Gender.
Das hätten sich die Initiatorinnen der Feministischen Theologie und ihre ersten Vertreterinnen nicht träumen lassen: dass ihre Bewegung einmal – mittlerweile über Jahrzehnte – ein Dauerbrenner nicht nur im wissenschaftlichen theologischen Diskurs werden würde, sondern nachhaltig Kirche und über diese hinaus weite Teile der Gesellschaft herausfordern und beschäftigen sollte. Aller Voraussicht nach wird der Anlass – schon längst nicht mehr nachvollziehbare Verwerfungen im Verhältnis der Geschlechter mit insbesondere höchst leidvollen Konsequenzen für Frauen und sexuelle Minderheiten – auch in nächster Zukunft fortbestehen. Dass die Bewegung bis heute nicht nur, gegen teilweise massive, insbesondere innerkirchliche, Widerstände, Bestand hat, sondern auch kontinuierlich Fortschreibungen erfährt und sich damit, unter neuen Aspekten, wissenschaftlichen Zuordnungen und Bezeichnungen, fortschreitenden Entwicklungen anzupassen vermag, unterstreicht die Notwendigkeit ihrer Existenz und, ungeachtet der bekannten innerkirchlichen Beharrungsphänomene, ihre Erfolge.
Im neuen Themenheft der „internationalen, interkulturellen, interreligiösen“ Zeitschrift KERYKS ziehen namhafte Autorinnen Bilanz. Der mit der inhaltlichen Konzeptionierung der Zeitschrift beauftragten Mitherausgeberin, Prof. Dr. Andrea Lehner-Hartmann von der Universität Wien, ist es gelungen, ausgewiesene Fachkolleginnen zu Beiträgen zu bewegen. Hier beziehen die Besten der feministischen Science Community Stellung: Monika Jakobs, Stephanie Klein, Helga Kohler-Spiegel, Andrea Lehner-Hartmann. Durch eine durch einen Verlagswechsel bedingte Verzögerung des Bandes (über 400 Seiten) konnten leider neue, richtungsweisende Bewegungen wie #MeToo oder Maria 2.0 in den Beiträgen nicht mehr berücksichtigt werden. Die keineswegs unerwartete Aufdeckung von innerkirchlicher sexueller Gewalt in Polen und die Art des Umgangs mit LGBTQ im selben Land legen einmal mehr nahe, dass es, sicherlich nicht nur mittelfristig, vieles aufzuarbeiten und weiterzuentwickeln gilt. Die KERYKS will dazu auch zukünftig ihren Beitrag leisten: als Plattform für forschungsbasierte Positionierungen und den wissenschaftlichen Dialog. Ihre nächste Nummer gilt schwerpunktmäßig dem Thema Körper. Und wie immer wird es einen Teil von Varia-Beiträgen sowie einen Rezensionenteil geben, und selbstverständlich den unverzichtbaren Teil „Impulse aus den Erziehungswissenschaften“ (verantwortet von Prof. Dr. Annette M. Stroß). Frau Prof. Dr. Annette M. Stroß sei außerdem ein besonderer Dank ausgesprochen für die Gestaltung und Umsetzung des Titelbildes der neuen KERYKS.
Erläuterung zum Titelbild KERYKS (2015-2018)
In seinem Mythos vom Kugelmenschen beschreibt Aristophanes die menschliche Natur ihrem Ursprung nach als eine ganz andere. Ausgestattet mit zwei Rümpfen, vier Händen und Füßen und zwei Gesichtern gab es unter den Menschen drei Geschlechter. So stammten die weiblich-weiblichen Kugelmenschen von der Erde, die männlich-männlichen von der Sonne, die weiblich-männlichen vom Mond ab. In ihrer Vollkommenheit bewegten sich diese Menschen Rad schlagend und in einer immensen Geschwindigkeit vorwärts. Auch verfügten sie über derart gewaltige – gottesgleiche – Kräfte, dass sie im Übermut bisweilen die Götterwelt herausforderten. Dies erzürnte den Göttervater Zeus so sehr, dass er sie nach einer Beratung in der Götterwelt in zwei Hälften trennte. Seither – so heißt es der Sage nach – würden die Menschen unter der damals vollzogenen Trennung leiden. (Illustration und Text: Annette M. Stroß)