Bildung, Mythen und Gesundheit

Wenn Sie sich auf den vorliegenden Seiten umschauen, werden Sie unterschiedliche Einblicke erhalten und kleine – nicht allzu (streng) wissenschaftlich gehaltene – Eindrücke sammeln können. Bei tiefergehendem Interesse empfehle ich den zusätzlichen Blick in meine Publikationen.
– Ich wünsche viel Freude beim Stöbern auf diesen Seiten!

„Was wäre, wenn…?“ Transformationsprozesse im Gefüge von „Sein“ und „Werden“

Als seit vielen Jahren in Bereichen der Erziehungs- und Bildungswissenschaften tätige Wissenschaftlerin (mit dem speziellen Fokus auf Dimensionen des Gesundseins und -werdens von Menschen) gilt mein Interesse zwei Fragen: Unter welchen Bedingungen finden Bildungsprozesse statt und (wie) lassen sich diese beeinflussen? Dabei unterscheide ich ›echte‹ Bildungsprozesse von solchen, die diesen Namen nicht verdienen, weil sie anstelle individueller Transformation und sozialer Dynamik weitgehend statische Anpassungs- und Optimierungsleistungen an gesellschaftlichen Normen, und das heißt Sozialisations- und Lernprozesse, im Blick haben.

Bildungsprozesse ereignen sich – metaphorisch gesprochen – von innen nach außen; sie sind auf das soziale Miteinander ebenso angewiesen wie sie zugleich von diesem durchdrungen sind.

Erst die Bereitschaft zur und die Veränderung der Wahrnehmung gestatten das Praktischwerden des (zuvor) theoretisch gedachten.

Sich auf Überlegungen einzulassen, die eingefahrene Selbst- und Weltbilder dezentrieren, heißt, den Komponenten des Vertrauens, Staunens, Aufmerkens und Kontemplierens zur Öffnung der Wahrnehmung Aufmerksamkeit zu schenken. Erst ein solches Vorgehen lässt transformierende, in einer spiralförmigen Bewegung von innen nach außen darstellbare Bildungsprozesse praktisch werden, statt diese nur zu reflektieren.

Was steckt hinter dem bildungstheoretischen Ansatz?

Das Fundament für eine radikale, weil „an die Wurzeln“ gehende Neu-Perspektivierung der Diskussionen zur Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung von Menschen liefert ein bildungstheoretischer Zugang, der sowohl den Bildungsprozess des einzelnen als auch die in diesem Zusammenhang stehenden, historisch geronnenen Selbstverständnisse auf verschiedenen Ebenen (politisch, kulturell, religiös) in den Vordergrund rückt. Im Zentrum einer solchen Betrachtungsweise stehen Nachdenklichkeit („reflexivity“, „meditativeness“) und Aufmerksamkeit („awareness“) gegenüber vorhandenen – kulturell verankerten und individuell wirksamen – gesundheitsbezogenen Fixierungen, die sich in den dogmatischen Denk- und Handlungsweisen eines vornehmlich Imperative setzenden Gesundheitsverständnisses äußern.

Der Soziologe Hagen Kühn hat für die übersteigerte Suche („Sucht“) nach Gesundheit in den USA bereits vor mehr als zwei Dekaden den Begriff „Healthismus“ geprägt. In eigenen Forschungsarbeiten sprechen wir von – in der Tradition des christlichen Abendlandes verankerten – Mythen, die ihren individuellen Ausdruck finden in persönlichen, über die je eigene Gesundheits- und Krankheitsgeschichte rekonstruierbaren Vorstellungen („patterns“). Gegenüber dem psychologischen Konzept der „subjektiven Vorstellungen“ von Uwe Flick und anderen nimmt der Mythenansatz eine umfassendere, kultur- und gesellschaftskritische Perspektive ein. Auf diese Weise kann der weitreichende Charakter der in eine (quasi religiöse) Suche nach Erlösung wie auch – längst profanisierte – gesellschaftliche Bewährungsmuster (zum Beispiel im Sinne des individuellen „Funktionieren-Müssens“) eingebundenen individuellen Verstrickungen deutlicher hervorgehoben werden.


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